Musica transatlantica
Von Holzeseln, Tangorhythmen und höchsten Flötentönen
Sonnabend, 1. Juli 2023, 19 Uhr
Antikensammlung in der Kunsthalle zu Kiel
Düsternbrooker Weg 1, 24105 Kiel
Programm:
Antônio Carlos Gomes (1836–1896) | Sonata para Cordas „O Burrico de Pau“ („Der kleine Holzesel“) |
Antonio Vivaldi (1678–1741) | Konzert für Piccoloflöte und Streicher C-Dur RV 443 |
Ralph Vaughan Williams (1872–1958) | Phantasy Quintet (Fassung für Streichorchester) |
Astor Piazzolla (1921–1992) | Tango Ballet |
Andrea-Elisabeth Recknagel, Flöte
Leitung: Anne Schnyder
Unsere Solistin:
Andrea-Elisabeth Recknagel studierte Querflöte an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Dort erhielt sie auch Piccolo-Unterricht bei Masa Muramatsu und nahm an diversen Konzertprojekten auf diesem Instrument teil.
Seit 2009 lebt sie mit ihrer Familie in Kiel und ist als Flötenlehrerin und Musikerin tätig. Seit 2016 ist sie Mitglied des Trios „Moments Musicaux“.
Zur Einführung:
Das Repertoire klassischer Konzerte gestaltet sich hierzulande gern etwas eurozentrisch. Die Camerata Kiel wagt in ihrem nächsten Programm den Blick über den Tellerrand ‒ in dem Fall: über den Atlantik ‒ und schlägt einen musikalischen Bogen nach Südamerika.
Antônio Carlos Gomes gilt als der bedeutendste brasilianische Komponist des 19. Jahrhunderts. Obgleich die Musikgeschichte über ihn hinweggegangen ist, war Gomes der erste nicht-europäische Tonsetzer, der mit seinen Opern Erfolg auf den Bühnen der sogenannten alten Welt hatte. Gomes’ letztes Werk und zugleich seine einzige Komposition für Streicherensemble ist die Sonate mit dem sprechenden Titel „O Burrico de Pau“ („Der kleine Holzesel“). Ein wunderbarer Musikfund, der im wahrsten Sinne des Wortes tierisch Spaß macht.
Aus Südamerika stammt auch der Tango. Er entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den großen Hafenstädten am Rio de la Plata: Buenos Aires und Montevideo. In der Zeit um 1910 schaffte der Tango Argentino den Sprung über den Atlantik in die Salons und Bars von Paris, Berlin, Rom und Wien. Dem Tanz haftete jedoch etwas Anrüchiges an, schon gar nicht war er mit Hochkultur in Verbindung zu bringen. Seither hat sich einiges geändert, und daran ist Astor Piazzolla nicht ganz unschuldig. Er schuf mit dem Tango Nuevo eine eigene Musikform, welche über die hergebrachte Unterscheidung zwischen ernster und Unterhaltungsmusik kunstvoll hinweggeht. Man muss zu Piazzollas Musik nicht das Tanzbein schwingen. In Gedanken darf man aber hingebungsvoll schwofen.
Abgerundet wird das Konzertprogramm durch das “Phantasy Quintet” des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams und durch eine besondere Preziose von Antonio Vivaldi: das Konzert C-Dur für Piccoloflöte und Streicher. Solistin ist die Kieler Flötistin und Flötenpädagogin Andrea-Elisabeth Recknagel.